Zwischen Republik und Diktatur

Holger Zinn, Zwischen Republik und Diktatur.

Die Studentenschaft der Philipps-Universität Marburg in den Jahren von 1925-1945.

Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen Band 11, 2002.

560 Seiten, gebunden.

 

Artikelnummer: ASH11

Kategorie: Hochschulorte, Marburg, Studentengeschichte, Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen, SH-Verlag

Zinn, Zwischen Republik und Diktatur (ASH11)

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Produktbeschreibung


Holger Zinn, Zwischen Republik und Diktatur

Die Studentenschaft der Philipps-Universität Marburg in den Jahren von 1925-1945

Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen Band 11, SH-Verlag, 2002.

560 Seiten, gebunden.

 

Am Fallbeispiel Marburg untersucht Holger Zinn den Wandel innerhalb der Studentenschaft einer typisch mittelständischen protestantischen preußischen Hochschule in den Jahren 1925 bis 1945, einer Phase dramatischer gesellschaftlicher Umbrüche. Eingebettet in eine Analyse des Verhaltens der Universitätsleitung und des städtischen Bürgertums stellt Zinn neben den politischen die wirtschaftlichen und sozialen sowie die rechtlichen Strukturen innerhalb der studentischen Subkultur und deren umfangreiche Veränderung dar.

Kernthemen der Untersuchung sind zum einen die Expansion der Hochschulen, verbunden mit neuen Herausforderungen für das studentische Vereins- und Verbindungswesen, und die Politisierung des Frei- und Korporationsstudententums in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre, die sich im raschen Aufstieg des N.S.D.St.B manifestierte. Zum anderen wird die teils freiwillige und teils erzwungene Eingliederung der Studierenden in das System des Nationalsozialismus nach 1933 untersucht. Detailliert werden aber auch Versuche aufgezeigt, der Allmacht des nationalsozialistischen Herrschaftssystems zu entfliehen. Aufstieg und Niedergang des Kameradschaftskonzepts können beispielhaft für diese Entwicklung genannt werden.

Buchbesprechung:

Diese voluminöse Marburger Dissertation schildert minutiös in vielen kleinteiligen Abschnitten die Verhältnisse der Studenten in Marburg. In kluger Disposition werden jeweils zunächst die allgemeinen Bedingungen in einer Art Bestandsaufnahme vorgestellt. Daran schließen sich Beobachtungen und Analysen an, die die jeweilige Problemstellung an Hand vieler sprechender Quellen erörtern. Ob das die wirtschaftliche Situation, die Korporationen, das studentische Wertesystem, die Studentenschaft als Institution, ihre Zeitungen, Feiern, politischen Absichten usf. betrifft, immer wird vom derzeitigen Stand der Forschungen ausgegangen, um danach die Besonderheiten in Marburg detailliert darzustellen.
 
Chronologisch untergliedert sich die Arbeit in vier Großabschnitte: von 1925 bis 1933, von 1933 bis 1936, von da bis zum Krieg und schließlich die Kriegszeit selbst. Zinn konnte eine Fülle auch seltenen Materials nutzen- Zeitungen, Unterlagen von Verbindungen, private Quellen und offizielle Dokumente. So entstand ein zuverlässiges und genaues Bild der Verhältnisse. Sie unterschieden sich in Marburg, einer soziologisch mittelständischen protestantischen Universität mit starkem Einfluß der Korporationen, einem betont national konservativen Wertesystem nur bedingt von denen anderer damaliger Universitäten des Reichs. Trotz Mechterstädt kam es keineswegs zu einer raschen Radikalisierung der Studenten, ja, die stark nationalkonservative Haltung setzte in der Spätphase der Weimarer Republik und noch nach der Machtergreifung dem Einfluß nationalsozialistischer Studentenpolitik Grenzen. Insofern sei es übertrieben, »"die Marburger Studentenschaft (als) Prototyp einer nationalsozialistischen Studentenschaft« zu charakterisieren. Sie habe keineswegs eine exponierte Stellung eingenommen.
 
Eine solide, alle mit der Marburger Studentenschaft dieser Jahre zusammenhängenden Fragen darstellende Arbeit ist Zinn zu danken.
 
Notker Hammerstein, in: Historische Zeitschrift, Band 276, Heft 3 (Juni 2003), S. 823.