Zwischen Fronteinsatz und Freiheitsklang

Bernhard Grün, Zwischen Fronteinsatz und Freiheitsklang

Band 57 Historia academica, Schriftenreihe der Studentengeschichtlichen Vereinigung des Coburger Convents.

516 Seiten, 14,8 x 21 cm, Softcover.

 

Artikelnummer: HA57

Kategorie: Historia Academica, Coburger Convent

Grün, Zwischen Fronteinsatz und Freiheitsklang (HA57)

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Produktbeschreibung


Bernhard Grün, Zwischen Fronteinsatz und Freiheitsklang

Band 57 Historia academica, Schriftenreihe der Studentengeschichtlichen Vereinigung des Coburger Convents

516 Seiten, 14,8 x 21 cm, Softcover.

 

 

Vorbemerkung

 

Seit Mitte der 1990er Jahre befasst sich der Arzt und Studentenhistoriker Dr. Bernhard Grün mit dem Korporationsstudententum und der Entwicklung studentischer Kameradschaften in der Zeit des Nationalsozialismus. Immer wieder einmal hat Grün bisherige Erkenntnisse in Aufsätzen publiziert und in Vorträgen darüber referiert – so auch bei einer Veranstaltung der Studentengeschichtlichen Vereinigung des CC im Rahmen des Coburger Pfingstkongresses.

 

In dem hier vorliegenden Band zeigt Grün das Kameradschaftswesen in unterschiedlichen Korporationsverbänden und Hochschulorten auf. Mir ist bewusst, dass der Abschnitt über die Kameradschaften in DL und VC bereits einmal in unserem Jubiläumsband „150 Jahre CC“ veröffentlicht wurde. Hier ist er nun um zeitgenössische Photographien bereichert, die das Leben in den Wohnkameradschaften illustrieren. Meinem Mitherausgeber der Reihe „Historia academica“ Dr. med. Wolfgang Kümper danke ich für die Bereitstellung des Bildmaterials und die Bildunterschriften.

 

Essen, im Juni 2020

 

Detlef Frische 

 

 

Rezension

 

Der Mediziner Bernhard Grün, Mitglied der KDStV Markomannia im CV, gehört zu den bekanntesten deutschen Studentenhistorikern. Immer wieder hat er zu diesem Bereich publiziert, wobei die Spannweite seiner Veröffentlichungen praktisch alle Aspekte dieser Thematik abdecken. Besonders bekannt geworden sind in letzter Zeit seine Bücher zum Convent und die „Fuxenstunde“, die alle studentischen Verbände berücksichtigen, wozu Spezialbände zu einzelnen CV-Verbindungen gekommen sind. Aber auch das studentische Kameradschaftswesen der NS-Zeit hat immer wieder sein Interesse hervorgerufen, wovon etliche Veröffentlichungen Zeugnis ablegen.

Der neue Band der Studentengeschichtlichen Vereinigung des Coburger Conventes aus der Feder von Bernhard Grün untersucht verbandsübergreifend und an verschiedenen Hochschulorten die Entstehung und Dauer des studentischen Kameradschaftswesens, das an die (verbotenen) Verbindungen und die dort gepflegte Bundesbrüderlichkeit anschloss, die die Nationalsozialisten durchaus als bewahrenswert beachteten, auch wenn hier neue Namen und Formen verwendet wurden. Zugleich nutzte man damit auch die Korporationshäuser.

Grün untersucht das Kameradschaftswesen an verschiedenen Hochschulen (insgesamt elf), die von Berlin bis Würzburg reichen. Als österreichischer Hochschulort ist Graz vertreten. Bei den Texten handelt es sich um eine Bündelung von Texten Grüns zum Kameradschaftswesen, die er im Laufe von rund 25 Jahren verfasst hat und als Einzeltexte in verschiedenen Festschriften, Organen oder Verbandszeitschriften und heute oft nicht mehr leicht griffbereit sind. Der jeweilige konkrete Erscheinungsort ist aber immer angegeben. Deutlich wird in den Texten zugleich, dass im Geheimen und Verborgenen korporative Strukturen erhalten geblieben sind, wehrte man sich doch so gegen Bevormundung und Gleichschaltung. Demokratische Elemente, Verantwortung, Urteilsfähigkeit, wesentliche korporative Erziehungsideale, konnten so erhalten und ausgeprägt werden, auch wenn die Bedingungen nicht einfach waren. Ebenso existierten Altherrenvereinigungen auf diese Weise fort, oft unter Tarnnamen. Als Beispiel sei auf den Paderborner CV-Zirkel verwiesen, der unter dem Namen „Isegrim“ bis 1945 als Stammtisch erhalten geblieben ist, war doch der Arzt Karl Wolf Seele dieser Institution. So konnte oft ein hohes Maß an Autonomie gewahrt werden, was für NS-Organisationen untypisch war. Daher verwundert es nicht, dass die unmittelbare Nachkriegsstudentenschaft zu den ersten Gruppen gehörte, die an den Wiederaufbau demokratischer und freier Strukturen ging.

 

Mit einer „Einleitung“ beginnt die Zusammenstellung der Texte, in der Grün das „stete Sorgenkind der Partei“ (das Kameradschaftswesen) in dem Zeitraum von 1936 bis 1945 untersucht, denn damals begannen die Verbote der Verbände und Korporationen. Daran schließt der mit „Übersichten“ bezeichnete erste Hauptteil des Buches an, der einzelne studentische Verbände in den Fragen des Kameradschaftswesens untersucht. Dann folgen die Untersuchungen zu den einzelnen Hochschulorten und damit zu konkreten Verbindungen. Wesentlich ist, dass den Texten hier zeitgenössische Fotos beigefügt sind, die den früheren Texten fehlten (weil deren Existenz nicht bekannt war). Aufschlussreich sind auch die Tabellen mit den Namen der Kameradschaften, die oft auf historische Persönlichkeiten (Ulrich von Hutten, Florian Geyer oder Bis­marck) zurückgehen und die Namen der ursprünglichen Korporationen nennen. Dazu kommen Einzelzeugnisse, etwa der Text am Ende des Bandes mit der Überschrift „Gegen alle Regeln – Ein Markomannenleben auf Umwegen – Würzburger Studienerinnerungen von Egfried Rösser“. Gerade derartige Texte lassen die Feststellungen Grüns besonders anschaulich werden und sind beste historische Quellen. Am Ende des Buches findet der Leser eine Liste von Mitwirkenden und fachlichen Beratern, ohne die die Erstellung eines solchen Buches kaum möglich wäre. Bernhard Grün ist für diese Anthologie seiner Texte zum Kameradschaftswesen großer Dank auszusprechen,  lassen diese Texte auch Platz zu weiteren Forschungen, findet man doch fast 760 Fußnoten.

 

aus: Studenten-Kurier 2020/4