Lang, „O alte Herrlichkeit!“

Raimund Lang, „O alte Herrlichkeit!“

Mutationen eines Kneip-Schlagers.

Österreichischer Verein für Studentengeschichte 2020.

365 Seiten, gebunden.

 

Artikelnummer: LOAH

Kategorie: Studentengeschichte, Studentenlied, SK

Lang, „O alte Herrlichkeit“ (LOAH)

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Produktbeschreibung


Raimund Lang, „O alte Herrlichkeit!“

Mutationen eines Kneip-Schlagers.

Österreichischer Verein für Studentengeschichte 2020.

365 Seiten, gebunden

 

Der Österreichische Verein für Studentengeschichte überraschte kurz vor Weihnachten mit einem neuen Band seiner Reihe „Tradition und Zukunft“. Unter dem assoziationsreichen Titel „O alte Herrlichkeit“ werden darin auf 365 Seiten nicht weniger als 267 Varianten und Versionen des wohl bekanntesten deutschen Studentenliedes vorgestellt, des Sanges von der „alten Burschenherrlichkeit“. Gewidmet ist der Band dem Gründer und jahrzehntelangem Vorsitzenden des Vereins, Dr. Peter Krause, zum Anlass seines 80. Geburtstages – die Veröffentlichung war ein Überraschungsgeschenk seiner Vorstandsmitglieder. Da die in Wien geplante Studentenhistorikertagung verschoben werden musste, fand die Präsentation kurz vor Weihnachten statt – covidbedingt mit kleinster Corona.
Die zahlreichen Fassungen sind thematisch geordnet (z. B. „Berufe und Hobbys“, „Junggesellen“, „Damen“, „Soldaten und Krieg“, „Europa“, „Trinken – Essen – Rauchen“.) Es ist höchst vergnüglich zu lesen, was dabei alles zur Herrlichkeit erklärt wurde: Christenherrlichkeit, Butterherrlichkeit, Bonzenherrlichkeit und Hausherrnherrlichkeit, Pfaffenherrlichkeit, Fahrgastherrlichkeit, Ludenherrlichkeit, natürlich auch Doctorherrlichkeit, dann Russen- und Türkenherrlichkeit, Schüler- und Skriptenherrlichkeit, Soziherrlichkeit, Wohlstands- und Wahlrechtsherrlichkeit, Ärzte- und Geologenherrlichkeit und noch unendlich viel mehr – sogar den Seeleuten, Stammtischlern und Schweinezüchtern wird eine eigene Herrlichkeit zugestanden. Mangel und Genügsamkeit werden ebenso besungen wie Fülle und Überfluss, Frivolität, Kirchenkritik und aktuelle Tagespolitik. Auffallend hoch ist die Anzahl der Medizinerstrophen. Und eher versteckt findet sich auch ein apokrypher Text über die Burscheneitelkeit.
Diese über fast zwei Jahrhunderte entstandenen Strophen bedürfen natürlich einer ausführlichen Kommentierung, ohne die viele Anspielungen und Pointen dem heutigen Leser unverständlich blieben. Mit der Entschlüsselung dieses Kontextes erscheinen sie aber als kuriose und amüsante zeitgeschichtliche Dokumente. Zu den Protagonisten gehören Monarchen, Politiker, Kirchenfürsten, Wissenschaftler und Künstler – die Reihe reicht von Otto von Bismarck über Edward VII., Pius IX., Dr. Kussmaul, Engelbert Dollfuß, Attila Hörbiger bis zu Michail Gorbatschow.
Vorangestellt ist der Sammlung ein kurzer Exkurs über die seit mehr als hundert Jahren strittige Autorenfrage des studentischen Textes. Zusammengefasst sind auch Kontrafakturen des „Arme-Teufel-Liedes“, aus dem der Jerumjerum-Vers stammt und das als Vorbild für die Dichtung von der alten Burschenherrlichkeit gilt. Am Ende stehen 20 fremdsprachige Fassungen und eine Notierung in Gabelsberger Kurzschrift.
Die Zusammenstellung und Kommentierung stammt von Raimund Lang und ist das Ergebnis jahrelanger Sammlung und Recherche. Ein sowohl nach Anfangsworten als auch nach Stichworten geordnetes Register ermöglicht die Orientierung innerhalb der Fülle von mehr als tausend Strophen. Als Anhang sind Bühnenwerke, Kompositionen und Filme aufgelistet, die auf den Titel des Liedes oder seine Melodie zurückgreifen.
Diese mit Abstand umfangreichste Textsammlung über ein Studentenlied und seine Nachahmer eignet sich zu wiederholtem Schmökern, Schmunzeln und Staunen. Dass man dabei auch noch einige unterhaltsame Geschichtslektionen erhält, ist ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt.

 

aus: Studenten-Kurier 1/2021