Kleifeld, Feldpostkarten

 

Helge Kleifeld, Die Feldpostüberlieferung der Turnerschaft Philippina Marburg aus dem Ersten Weltkrieg (Kleine Schriftenreihe der GDS Nr. 21)

68 Seiten, Format 14,8 × 21,0 cm, broschiert.

Artikelnummer: KS21

Kategorie: Kleine Schriftenreihe der GDS

Kleifeld, Feldpostkarten (KS21)

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Produktinformation


Helge Kleifeld, Die Feldpostüberlieferung der Turnerschaft Philippina Marburg aus dem Ersten Weltkrieg

Kleine Schriftenreihe der GDS Nr. 21

 

Privatbriefe oder Postkarten, vor allem mit Abbildungen, werden heute immer mehr als historische Quellen erkannt und wissenschaftlich ausgewertet, beinhalten sie doch neben privaten Mitteilungen auch Positionen zu historischen oder politischen Ereignissen. Teilweise existieren auch Postkartensammlungen zu bestimmten Themen, etwa in Stadt- oder Staatsarchiven oder in Vereinsarchiven, wo sich einzelne Personen dieser Materie oft mit besonderer Liebe annehmen.

Auch studentische Korporationen besitzen in ihren Archiven gelegentlich mehr oder weniger umfangreiche Sammlungen dieser Art, was vor allem für die Marburger Turnerschaft Philippina (im Vertreter-Convent VC) gilt. Sie verwahrt eine einmalige Sammlung studentischer Feldpost aus dem Ersten Weltkrieg, war es damals doch oft der einzige Weg, aus den Schützengräben Kontakt zur jeweiligen Verbindung zu halten und auf diese Weise ein Lebenszeichen zu senden. Aber auch die Verbindungen wählten diesen Weg, ihren im Feld stehenden Mitgliedern Nachrichten zukommen zu lassen.

Der derzeitige Leiter des Stadtarchivs Mönchengladbach, der in studentenhistorischen Kreisen bestens bekannte Helge Kleifeld, hat sich gründlich mit der Feldpost der Philippina beschäftigt und legt seine Forschungsergebnisse nun schriftlich vor. Grundlage dieser Arbeit war neben der Archivauswertung ein Vortrag, den Kleifeld anlässlich der 75. Studentenhistorikertagung 2015 in Bonn gehalten hat. Mit der Publikation will der Verfasser nicht nur über den historischen Wert der Feldpost informieren, sondern auch ein lebendiges Bild davon entwerfen, was die Kriegsteilnehmer (und Korporierten) an den Fronten und im Hinterland („Etappe“) erlebt haben, wie sie ihre Erlebnisse schilderten und bewerteten. Kleifeld will „Die Protagonisten für sich selbst sprechen lassen“, wodurch er bewusst auch Emotionalität wecken will, wobei er aber  auf eine wissenschaftliche Analyse verzichtet, wie er im Vorwort betont.

In insgesamt sechs Abschnitten stellt Kleifeld seine Ergebnisse vor, wobei er zunächst das Zahlenmaterial (auch in Tabellenform) präsentiert, sich mit Erhaltungsmaßnahmen und der Digitalisierung beschäftigt und dann vor allem Beispiele aus der Überlieferung anbietet. Gerade dieser Abschnitt – er ist mit über 40 Seiten auch der umfangreichste Teil der Arbeit – bietet beste Beispiele für den Umgang mit der Feldpost dieser Zeit. So schildern die Verfasser der Feldpost besondere Einsätze, aber auch Anekdoten oder Korporationsstudentisches. Die grausamen Seiten des Krieges werden nicht verschwiegen, aber auch Urteile über den militärischen Gegner kann man lesen. Dieser Teil endet mit der Schilderung von Einzelschicksalen; wenn es sich um nahe stehende Personen handelt, werden diese Aspekte in besonderer Weise hervorgehoben. Dass es hier auch unterschiedliche Darstellungsformen gibt, verwundert nicht; je nach dem Charakter des Verfassers sind die Schilderungen nachdenklich, draufgängerisch oder resignierend. Man muss im Auge behalten, dass es meistens junge Leute sind, die hier ihre Erlebnisse schildern. Oft zogen sie euphorisch in den Krieg, mussten aber bald hohe Opfer bringen, denn ihr junges Leben war oft schnell beendet. Jedenfalls sollten die Kriegs­erlebnisse ihr weiteres Leben prägen und bestimmen.

Schaut man sich die zahlreichen Abbildungen in dem Buch an, so findet man auch hier sehr unterschiedliche Beispiele. Postkarten mit Abbildungen von Einzelpersonen, Kriegseinsätzen oder auch Karikaturen werden angeboten. Gern posierte man vor der Kamera oder zeigte seine „Erfolge“, etwa zerstörte Gebäude wie Kirchen oder Rathäuser, Szenen aus den Schützengräben oder Lazarettaufnahmen. Kurios ist die Adressierung einer Karte auf Seite 29: Der Schreiber adressiert an eine damals bekannte Marburger Studentenkneipe und malt den Zirkel der Philippina hinzu, denn er ging davon aus, dass sie auf diese Weise den Empfänger erreichte.

Insgesamt darf man Kleifeld für diese Arbeit danken, erschließt er doch damit nicht nur einen besonderen Aspekt eines Verbindungsarchivs, sondern zeigt auch, wie aus der damals verbreiteten Euphorie eine bald nachdenklich stimmende Sicht des Krieges geworden ist. Die Arbeit eignet sich auch für den Geschichtsunterricht, wenn es um die Darstellung des Ersten Weltkrieges geht.

Klaus Zacharias (aus: SK 1-2/2019)