Bernhard Grün, „Würzburgs Zauber packt uns wieder“
Die Universität Würzburg und ihre Studenten.
391 Seiten, Format 17 x 24,5 cm, fester Einband.
Artikelnummer: GWZ
Kategorie: Studentenleben
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Bernhard Grün, „Würzburgs Zauber packt uns wieder“
Die Universität Würzburg und ihre Studenten.
391 Seiten, Format 17 x 24,5 cm, fester Einband.
Weit über 100 Studentenverbindungen wurden an der zuerst fürstbischöflichen, später bayerischen Hochschule gegründet, die ersten zu Anfang des 19. Jahrhunderts, die jüngste 2019. Mehr als 30 von
ihnen sind auch heute noch mit ihren unterschiedlichen Farben, Grundsätzen und Zielen im studentischen Leben präsent.
Das vorliegende Buch stellt erstmals die über Würzburg hinaus bedeutsame Studentengeschichte der Alma mater Julia-Maximiliana im historischen Kontext lückenlos dar. Nach Zeitabschnitten geordnet
entsteht so ein faszinierendes und zugleich vielgestaltiges Bild der ehrwürdigen Bischofsstadt und ihrer Studenten. Den Textteil ergänzen illustrierte Einzeldarstellungen heutiger sowie
erloschener Studentenverbindungen mit durchgängig farbigen Abbildungen ihrer Wappen und -- soweit vorhanden -- ihrer Korporationshäuser. Eine Beschreibung ihrer Verbände, Kurzporträts ihrer
bedeutendsten Mitglieder, die Wiedergabe historischer Couleurkarten und die schönsten Würzburger Studentenlieder vom altbekannten Frankenlied bis zu „Würzburgs Zauber packt uns wieder“ ergänzen
das reichbebilderte Buch.
Rezension
Bernhard Grün, der profilierte Studentenhistoriker – als leitender Oberarzt nur im Schwäbischen tätig – hat ein neues Buch vorgelegt; diesmal geht es um die
Julius-Maximilians-Universität in Würzburg und ihre Studenten. Dieser Band illustriert deutlich, welchen Reichtum an studentischen Traditionen diese traditionsreiche Studentenstadt bereithält. So
mancher, der hier seine Seminare absolvierte, wird – korporiert oder nicht – bei dieser Lektüre erst feststellen, was er alles verpasst hat. Bernhard Grün, der KDStV Markomannia Würzburg
angehört, öffnet den Kennern und Liebhabern der alten Musenstadt die ganze wunderbare Welt, die jedem Studenten, der dies wollte, bereits ab dem ersten Semester zu Füßen lag. Und größerenteils
noch liegt.
Den Anfang macht ein gründlicher historischer Abriss, dem die Bilder zahlreicher Rektoren beigegeben sind. Analog dazu werden dann in dem nicht weniger sorgfältig recherchierten Abschnitt zum 19.
Jahrhundert mancherlei Couleurkarten gezeigt – sie kamen gegen Ende dieses Jahrhunderts auf. Gründlich und sachlich die Schilderung der Not im und nach dem Ersten Weltkrieg, gut beleuchtet die
Hintergründe, die den Grundstein zu neuem Übel legen sollten.
Eine Spezialität Grüns ist die Zeit des Nationalsozialismus, und hier insbesondere das Kameradschaftswesen. Seine genaue Kenntnis dieser besonderen Umstände, in die das gesamte Verbindungswesen
durch den Nationalsozialismus gezwungen wurde, zeigt er auch am Beispiel Würzburgs. Höchst interessant ist dabei der relativ kurze Abschnitt zum Wiedererstehen der Korporationen, beginnend
bereits 1940 mit den Würzburger Germanen – bis 1945 wurden schließlich in Würzburg über 700 Mensuren gestellt. Diese Zahl ist interessant, weil sie einen Rückschluss zulässt auf die Aktivitäten
der Verbindungen insgesamt.
In die richtige Relation setzt Grün sodann die Schäden, die durch das erneute Eindringen eines sozialistischen Geistes – verbunden mit vielerlei Versuchen der Dekonstruktion – in der
Universitätsgesellschaft entstanden sind. Die linksextremen Auswüchse benennt er schonungslos auf, in dieser Form durchaus angebrachte Weise. Eine solide Darstellung der aktuellen Entwicklungen
komplettiert diesen Abschnitt, der in seiner Gesamtheit bereits eine kleine, aber feine Würzburger Universitätsgeschichte darstellt. Grüns Darstellungen heben sich durch eine angemessene
Schilderung der Korporationen angenehm von anderen, durchaus größeren Aufsätzen ab.
Und dann wird es bunt – eine reich illustrierte Vorstellung aller Würzburger Verbindungen folgt, zunächst die derzeit aktiven, wobei die aktuellsten Entwicklungen geschildert werden. Sehr
interessant. Nahtlos folgt die Reihe der untergegangenen Verbindungen, die insbesondere nützlich ist, um die Entstehung heutiger Verbindungen nachzuverfolgen und die auch den Lesern gute Dienste
leistet, die sich das frühere korporierte Würzburg bildlich vorstellen möchten, zumal auch viele der derzeitigen oder ehemaligen Häuser abgebildet sind. Ganz selbstverständlich sind übrigens auch
die jüdischen und die paritätischen – also die für Studenten jüdischen Glaubens ausdrücklich geöffneten – Verbindungen beschrieben. Das ist besonders verdienstvoll, denn dieser Teil des
studentischen Traditionsreichtums, und es war nicht der kleinste, kann sich heutigen Studenten nicht mehr erschließen: 1933 ist er unwiederbringlich zerstört worden. Insgesamt 170 Seiten umfasst
dieser informative Abschnitt, und sogar Kenner der Würzburger Farbenwelt dürften hier eine Menge neuer Hintergründe und Fakten finden.
Eine Liste mit bedeutenden Korporierten aus Würzburg, die sich anschließt, lässt ein deutliches Übergewicht von Angehörigen katholischer Verbindungen erkennen, was deutlich macht, wie stark der
Bistumssitz am Main aus der durchaus religiös gebundenen Tradition schöpft. Eine Bildergalerie in diesem Teil des Buches hätte sicher die Bedeutung dieser Auflistung noch deutlich unterstrichen –
es hätte schon gereicht, einige der bekannteren Gesichter zu zeigen. Ganz besonders erfreulich ist es sodann aber, ein richtiges kleines Liederbuch zu finden, in dem nicht weniger als 16 Lieder
auf Würzburg und seine Schönheit annotiert sind – mehrheitlich sind auch die Noten annotiert. Chapeau!
Einen rundum schönen Band hat der WJK-Verlag produziert. Es ist gelungen, den vielzitierten, aber gelegentlich überstrapazierten Anspruch der „Coffeetable“-Eleganz mit einer hohen Qualität zu
kombinieren, die auch wissenschaftlichen Ansprüchen genügen kann. So wurde zum Beispiel die mutmaßlich älteste Vor-Verbindung, der jüdische Verein „Dibbuk Chaberim“ von 1827, in diesem Band
erstmals gewürdigt. Auch wenn, um kleinere Schwächen zu nennen, ein Lesefaden wünschenswert und ein Schutzumschlag sehr schön wäre. Etwas störend ist die nicht einheitliche Behandlung der
Bildunterschriften – zuweilen fehlen sie ganz.
Insgesamt bleibt ein durchaus positiver Gesamteindruck. Ehemaligen Würzburger Musensöhnen (und -töchtern!) wird das Herz aufgehen. „Die Universität Würzburg und ihre Studenten von den Anfängen
bis heute“ – diesem durchaus anspruchsvoll gewählten Untertitel wird der Band vollauf gerecht. Wer andernorts studierte, mag sogar ein wenig neidisch werden, dafür sorgen schon die zahlreichen
Couleurkarten aus allerlei Dachverbänden, die durchgängig zu finden sind. Dem Autor wie dem Verlag kann zu einem gelungenen und höchst lesenswerten Band gratuliert werden!
aus: Studenten-Kurier 2020/4