Nielsen, Kantaten

Carl Nielsen, Kantaten
Chorus of the Danish National Opera.

Musik-CD, Spielzeit ca. 66 Minuten.

 

Artikelnummer: FSO

Kategorie: Studentenlieder, SK

Nielsen, Kantaten (CNC)

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Produktinformation


Carl Nielsen, Kantaten

Chorus of the Danish National Opera

Musik-CD, Spielzeit ca. 66 Minuten

 

 

Inhalt

 

1–7 Cantata for the Opening Ceremony of the National Exhibition in Aarhus 1909 (Kantate)
8–10 Musik für Hans Hartvig Seedorff Pedersen's Hommage to Holberg
11 Ariel's Song
12–15 Cantata for the Annual University Commemoration (Kantate)
16 Cantata for the Opening Ceremony of the National Exhibition in Aarhus 1909 (Kantate)

 

 

Dass Carl August Nielsen zum Anlass seines 60. Geburtstags mit dem höchsten Orden seiner dänischen Heimat ausgezeichnet wurde, dem Dannebrogorden, erinnert ein wenig an die Nobilitierung des 60jährigen Scheffel durch den badischen Großherzog. In beiden Fällen beweist es das außerordentliche Ansehen, das die derart Hervorgehobenen in ihrer Heimat genossen.
Ja, Nielsen galt durchaus als dänischer Nationalkomponist, und man sprach ihn gerne an, wenn man einer Festkomposition für einen speziellen Anlass bedurfte. So geschah es 1909, als das Land sich in Aarhus mit einer großen Landesausstellung präsentierte, die von den Einwohnern selbst als „Weltausstellung“ apostrophiert wurde, und so war es schon 1908 geschehen, als die ehrwürdige, bereits 1479 gegründete Universität von Kopenhagen, die „Universitas Hafniensis“, nach einer Repräsentationsmusik für ihre akademischen Feiern suchte. Der kleine Unterschied: Im ersten Fall ging es um ein singuläres Ereignis, im zweiten aber um eine sich immer wiederholende Veranstaltung, um Gebrauchsmusik also, was keineswegs abwertend verstanden werden muss.
Der Komposition ging ein über zwei Jahre währender Findungsprozess voraus, der von einer universitären Kommission betrieben wurde. Es entstand der Wunsch nach einer mehrteiligen Kantate, für deren Text der Staatsbeamte, Lehrer und Schriftsteller Niels Møller (1859–1941) ausgesucht wurde. Er lieferte ein dreiteiliges Poem, worin er nicht weniger als die geistesgeschichtliche Entwicklung der Menschheit von ihren Anfängen bis in die Gegenwart darzustellen suchte. Mag das uns Heutigen auch ein wenig aufgesetzt und schwülstig erscheinen, so ist ihm zumindest eine gewisse poetische Qualität nicht abzusprechen. Als Nielsen diesen Text im Sommer 1908 zur Vertonung erhielt, musste auch er auf die Anforderungen des Zweckes Rücksicht nehmen. Da man auf die Mitwirkung des Studentenchors Wert legte, war er an einen reinen Männerchor gebunden. Und da der universitäre Festsaal, die Aula, nur begrenzten Raum aufzuweisen hatte, musste er sich auf eine kleine, vor allem aus Streichern bestehende Orchesterbesetzung beschränken und ordnete dem Klavier eine Begleitfunktion für die rezitativischen Passagen zu.
Am 29. Oktober 1908 erklang die „Kantate ved Universitetets Aarsfest“, Nielsens op. 24, in Anwesenheit der Königsfamilie zum ersten Mal. Entsprechend der Konzeption wurden die festlichen Redebeiträge und die rituellen Akte in den musikalischen Ablauf eingebettet. Was den kompositorischen Part betrifft, wurde das Werk freundlich und anerkennend aufgenommen, während der literarische eher öffentlichen Spott auf sich zog. Von „darwinistischer Entwicklungsmystik“ schrieb das angesehene „Kristeligt Dagblad“. Derlei Häme ist das Opus nie mehr losgeworden – bis heute sprechen die studentischen Sänger wenig respektvoll von einer „Darmverschlusskantate“.
Textkritik äußerten nun auch die Herren Professoren, deren Zensur das Libretto noch wenige Monate zuvor passiert hatte, was Nielsen zu einem kritischen Brief an den Kommissionsvorsitzenden veranlasste. Nach mehreren (!) Sitzungen einigte man sich, dass der Autor einige Änderungen vornehmen solle. Das geschah, allzu heidnische Segmente wurden ebenso eliminiert wie kirchenkritische, und darwinistische Theorien fielen dem Rotstift zum Opfer. Nielsen passte die Partitur den neuen Versen an, und in dieser Form gelangte sie 1910 wiederum zur Aufführung und hielt sich ab nun bis in unsere Tage.
Das Werk dauert etwa 24 Minuten und umfasst vier Chöre, ein Bass-Solo, ein vokales Duett und zwei Terzette. Gemäß der Idee des Dichters, den Weg der Menschheit aus der urzeitlichen Düsternis ins Licht der Wissenschaft darzustellen, findet auch Nielsen von einer dunklen Klangfärbung zu einer strahlende Helle. Die Musik folgt einer stringenten Linie und gelangt vor allem in den Chorpassagen zu hoher Dynamik.
Carl Nielsen, 1865 in dem Dorf Sortelung nahe Odense in eine arme Familie mit letztlich zwölf Kindern hineingeboren, profitierte schon früh von seiner musischen Begabung. Er begann als Militärmusiker und studierte dann in Kopenhagen am Konservatorium. Dann fand er als Violinist eine sichere Stellung am Königlichen Theater und gewann mit seinen Kompositionen rasch Anerkennung; schon zu Lebzeiten galt er als einer der wichtigsten skandinavischen Komponisten. 1931 starb er in Kopenhagen an einem Herzschlag. Er komponierte in allen Sparten – auch zwei Opern sind darunter und mehr als 300 Lieder – und versuchte sich in vielen Stilen, so dass er sich keiner Richtung zuordnen lässt. Heute ist er uns vor allem durch seine sechs Symphonien und die Helios-Ouvertüre bekannt, worin er seine Naturimpressionen einer Griechenlandreise wiedergab. Für das studentische und universitäre Umfeld schrieb er noch zwei weitere Werke: Bereits 1901 komponierte er eine Kantate zur Einweihung des neuen Gebäudes des Studentenwerks („Kantate ved Studentersamfundets Bygnings Indvielse“) am Frue Plads, und 1929 folgte eine Kantate für die Hundertjahrfeier der polytechnischen Hochschule („KKantate Ved Polyteknisk Læreanstalts, 100-Aarige Jubilæum“), der heutigen Technischen Universität Dänemarks.
Während die beiden letztgenannten Werke in keiner akustischen Aufnahme erhältlich sind, ist dies bei der Universitätskantate der Fall.

 

aus: SK 3/2024